Der Hypnosystemische Ansatz (nach Dr. Gunther Schmidt) beschäftigt sich mit dem Fokus, mit dem man in die Welt schaut und sein Erleben von sich und der Welt „konstruiert“.
Man könnte sagen: Der Mensch und sein Leben werden geformt durch den Blickwinkel, d.h. den Fokus, den er einnimmt. Und dies geschieht größtenteils unbewusst.
Vorgeschichte: Mein Therapeut hat mir gesagt…
Zum mir kommen oft Menschen und erzählen, sie waren schon in einer Psychotherapie. Und jetzt verstehen sie alles. „Mein Therapeut hat mir gesagt, dass das so und so bei mir ist.“ „Ich verstehe jetzt alles. Ich weiß jetzt, wie Angst funktioniert.“ – „Aber es nützt mir auch nichts!“ Oder: „Es hat mich damals weitergebracht, aber jetzt bin ich wieder an so einem Punkt.“
Das, was ein anderer Ihnen über Sie sagt, bleibt auf einer rein kognitiven Ebene. Natürlich sind Informationen nützlich und hilfreich. Aber allein weil Sie etwas über eine Krankheit und deren Ursachen erzählt bekommen, sind Sie noch lange kein Arzt oder Operateur, der sie auch kurieren kann.
Und wenn ein/e TherapeutIn Ihnen sagt, wie Sie und ihr Gehirn funktionieren, dann sind Sie auch noch nicht der/die TherapeutIn, der/die sich selber kurieren kann.
Heilung geschieht nur über fühlen
Der hypnosystemische Ansatz bietet hier sehr wirkungsvolle Gesprächs- und Trancetechniken, die ein stärkendes hilfreiches Gespräch und neue FÜHLBARE Erfahrungen ermöglichen.
Wenn es um die Psyche geht, braucht es immer einen emotionalen Zugang. Etwas in Ihnen muss FÜHLEN, dass etwas geheilt ist, denn Heilung geschieht immer nur über fühlen. Es funktioniert nie nur über den Verstand und über Wissen. Man muss etwas Neues ERLEBEN.
Und noch dazu ist es bei jedem anders. D.h. Sie brauchen jemand, der gelernt hat, die richtigen Fragen zu stellen und Sie dahin zu führen, dass Sie Ihre eigenen ganz persönlichen Antworten finden können anstatt Ihnen nur zu erklären, was Sie tun müssen.
Ein Therapeut ist mehr als ein Berater oder ein guter Freund, der zuhört
Das bedeutet, der Fachmann/-frau weiß, wie es funktioniert, diesen Weg zu gehen, aber er kann ihn nicht für Sie gehen. Er ist wie ein Bergführer. Das ist seine Kompetenz. Er hat viel gelernt über das Gelände, Wetter und andere Bedingungen.
Es reicht allerdings nicht, wenn er Ihnen erklärt, wie Sie gehen müssen. Denn damit haben Sie noch lange nicht sein ganzes Erfahrungswissen, um auf widrige Umstände reagieren zu können.
Und wahrscheinlich würde man sich für einen schwierigen Aufstieg auch nicht einfach nur auf den guten Freund verlassen, der irgendwann schon einmal selber diesen Weg gegangen ist.
Wenn man z.B. Angst hat, ist es meiner Erfahrung nach nicht ausreichend, die Angst erklärt zu bekommen und eine Technik zu lernen, die man dann anwenden soll, wie z.B. Atemtechniken oder die bekannte Stopp-Technik. Noch hilfreicher ist es, jemand an der Seite zu haben, der einen ganz individuell und flexibel durch den eigenen gedanklichen Prozess hindurch begleitet, in dem man neue Welten erkunden und gedanklich ausprobieren kann, um seinen ganz persönlichen Weg zu finden.
Hypnose
In Trance (der Zustand, in den man durch eine Hypnose kommt, bei dem man die Aufmerksamkeit ganz nach innen lenkt) kann man Dinge erleben, als seien sie real. Unser Gehirn reagiert prinzipiell in gleicher Weise auf vorgestellte Inhalte wie auf real erlebte Situationen – es sei denn, man sagt sich selber: „Das ist jetzt aber nicht real!“.
Mit einer fachkundigen Anleitung kann man diese großartige Fähigkeit des Geistes in einer Hypnose nutzen, um in der Vorstellung Dinge zu bearbeiten, die man nicht in der Realität bearbeiten kann, z.B. vergangene Traumata. Ebenfalls kann man verändertes Verhalten einüben, das man sich wünscht. Dies spielt für soziales Verhalten eine große Rolle aber z.B. auch im Mentaltraining für Sportler, Prüflinge in der Prüfungsvorbereitung usw.
Systemisch
Verhalten und Erleben findet immer in Kontexten statt. Das systemische Denken berücksichtigt das mit. Man verhält sich gegenüber den Kollegen und Kunden vielleicht sehr wertschätzend, brüllt aber die eigene Familie an – oder umgekehrt. Und man kann sich selber dabei oft gar nicht verstehen. „Eigentlich bin ich ganz anders – aber ich komme so selten dazu!“ ist ja ein geflügeltes Wort, das gerne mal gebraucht wird.
Wie kommt das?
Zunächst einmal ist aus systemischer Sicht kein Verhalten und keine Tatsache per se schlecht. Jedes noch so negativ bewertete Verhalten, z.B. Aggression o.ä., kann in einem anderen Kontext sehr wertvoll und sinnvoll sein für das Erreichen der eigenen Ziele.
Betroffene wünschen sich aber oft, dass dieses störende Verhalten doch einfach endlich nur weg sein soll – und das ist auch sehr verständlich, denn es hat schon viel Leid verursacht.
Wenn sie jedoch lernen, den Wert darin zu erkennen und es zielgerichteter und sinnvoller einzusetzen, tritt oft eine große Erleichterung ein und ein wertschätzenderer Umgang mit sich selbst wird möglich.
Durch die unterschiedlichen Umgehens- und Bewertungsweisen wird eine vollkommen unterschiedliche Realität erschaffen: Im ersten Fall erlebt man sich als minderwertig und nicht funktionstüchtig, im zweiten Fall als kompetent im Leben stehend. Daher legt der hypnosystemische Ansatz einen sehr großen Wert auf die Beachtung der Realitätskonstruktion, die ein Mensch vornimmt, und bietet hier hilfreiche Herangehensweisen an.